Der Kampf gegen die Straflosigkeit schwerer Menschenrechtsverletzungen und seine Bedeutung für die Überlebenden
Referent: Knut Rauchfuss, Medizinische Flüchtlingshilfe Bochum e.V.
Donnerstag, 9. Mai 2019, 18:30 Uhr
im Forum der Volksbank Ulm-Biberach, Olgaplatz 1, 89073 Ulm
Eintritt frei
In den späten 1990er- und den frühen 2000er-Jahren hat die Strafverfolgung schwerer Menschenrechtsverletzungen international deutliche Fortschritte gemacht. Dies gilt für die Gerichte in einzelnen post-diktatorischen Gesellschaften, vor allem auf dem südamerikanischen Kontinent, aber auch in einigen Staaten Afrikas.
Viele dieser Erfolge wurden durch den unermüdlichen Kampf von sozialen Bewegungen aus Menschenrechtsorganisationen und Aktivistinnen bzw. Überlebenden- und Angehörigenverbänden über Jahrzehnte hinweg mühsam erstritten.
Doch auch die UN entschlossen sich seinerzeit, der erstmals in den Nürnberger Prozessen entwickelten Vorstellung vom „Verbrechen gegen die Menschheit“ nach fast fünfzig Jahren neue Bedeutung zu verleihen. Sie richteten internationale Tribunale zur strafrechtlichen Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, in Sierra Leone und Kambodscha, sowie des Genozids in Ruanda ein. 2002 schließlich nahm der permanente Internationale Strafgerichtshof in Den Haag seine Arbeit auf.
Auch wenn diese ersten zarten Errungenschaften seit einigen Jahren wieder einem erheblichen Gegendruck ausgesetzt sind und obgleich Straflosigkeit nach wie vor die Regel ist, ist das Strafrecht noch immer kein stumpfes Schwert gegen die Menschheitsverbrechen. Erst kürzlich hat die Bundesanwaltschaft internationalen Haftbefehl gegen einen Folterer des syrischen Regimes erlassen
An einigen der Basisaktivitäten gegen die Straflosigkeit schwerer Menschenrechtsverletzungen war die Medizinische Flüchtlingshilfe im Rahmen ihrer Kampagne „Gerechtigkeit heilt“ aktiv beteiligt. Doch worin liegt der Kern der Idee, dass Gerechtigkeit nicht nur eine moralische Verpflichtung darstelle, sondern dass die Erfolge im Kampf gegen Straflosigkeit auch maßgeblich zum seelischen Wohlbefinden der Überlebenden beitragen können? Was bedeutet in diesem Zusammenhang eigentlich „Gerechtigkeit“? Und auf welche Weise lässt sich deren gesundheitliche Bedeutung für die Überlebenden objektivieren
Auf diese und weitere Fragen wird Knut Rauchfuss in seinem Vortrag eingehen. Der Arzt und Menschenrechtler ist Gründungsmitglied der Medizinischen Flüchtlingshilfe und seit 2006 zumeist auch Vorstand der Organisation, die u. a. in Bochum ein Therapiezentrum für Überlebende von Folter und Krieg betreibt. Er arbeitete lange in Lateinamerika und im Mittleren Osten und hat u. a. 2009 das Buch „Kein Vergeben, kein Vergessen – der internationale Kampf gegen Straflosigkeit“ mitverfasst.
Veranstalter: Stiftung Menschenrechtsbildung in Zusammenarbeit mit dem Bündnis Menschenrechtsbildung e.V., Amnesty International Ulm/Neu-Ulm, Förderverein des Behandlungszentrums für Folteropfer Ulm e.V.
Mit freundlicher Unterstützung der Volksbank Ulm-Biberach eG.
Spenden zur Unterstützung der Vortragsreihe: Wir stellen Ihnen steuerabzugsfähige Spendenquittungen aus:
Bündnis Menschenrechtsbildung e. V. IBAN: DE14 6309 0100 0130 8510 00
bei der Volksbank Ulm-Biberach eG